Piercings im Mundbereich
Piercings, gleich welcher Art und an welcher Stelle des menschlichen Körpers angebracht, sind Fremdkörper, die unangenehme Folgen nach sich ziehen können. Selbst Ohrringe aus verträglichen, hypoallergenen Stoffen können Entzündungen an den Ohrlöchern, verursacht durch Hautbakterien, hervorrufen. Ungleich mehr Bakterien, nämlich etwa 400 pro Epithelzelle, befinden sich in der Mundhöhle, in Schach gehalten im Allgemeinen durch ein effizientes Immunsystem, was auch erklärt, daß selbst komplizierte Wunden in der Mundhöhle gut verheilen. Piercings hingegen hindern die durch ihr Einbringen verursachten Verletzungen am Heilen, schaffen schwer zugängliche Nischen, wo sich wie bei Patienten mit Parodontalerkrankungen anaerobe Bakterien einnisten.
Das Einbringen selbst ist in der Mundhöhle weitaus gefährlicher als an anderen Körperregionen (wenn man vom Augapfel einmal absieht). Durch die Zunge verlaufen mehrere wichtige Hirnnerven, die für Bewegung, Geschmack und Gefühl verantwortlich sind. Eine Nervverletzung kann diese Zungenfunktionen dauerhaft schädigen.
Die permanente Verletzung der Zungenoberfläche bietet Bakterien eine Eintrittspforte in die Zunge, was zu schweren Zungenabszessen führen kann- schlimmstenfalls werden sogar die Luftwege verlegt. Gleiches kann auch beim Einbringen des Piercings akut geschehen, wenn ein größeres Blutgefäß verletzt wird und die Zunge durch den Bluterguß anschwillt.
Piercings, die die Lippe durchstechen, lassen permanent bakterienbeladenen Speichel durch den Durchtrittskanal auf die äußere Schleimhaut gelangen, was ein bakterielles Ekzem verursachen kann, denn die äußere Haut ist nicht widerstandsfähig genug für die Mundbakterien und Speichelenzyme.
Alle Mundpiercings, egal, wo sie angebracht sind, schädigen auf indirektem Wege die Zähne, manchmal auch auf direktem Wege. Sie bewirken durch ihren Dauerreiz zusätzliche Bewegungen der Lippen, der Zunge und der Kaumuskeln. Zähneknirschen, Abrasionen, Lippen- und Zungenpressen sind die Folgen. Im Frontzahnbereich sieht man oft ausgedehnte Absplitterungen an den Schneidekanten. Mundpiercings beeinträchtigen sogar die Zahnputztechnik, da Ausweich- und Schonbewegungen die notwendige Zahnreinigung verhindern. Die für eine Zahnbehandlung notwendige Entfernung von Piercings ist manchmal nur durch das Trennen mit der Fräse möglich, was zusätzliche Gefährdungen schafft. Wenn schon das äußere Erscheinungsbild durch Piercings an verschiedenen Stellen des Körpers verbessert werden soll, so gilt dies unserer Meinung nach nicht für Mundpiercings.