Metallfreie Stiftaufbauten
Konfektionierte Metallstifte mit
dem entsprechenden Präparationsset zur Schaffung einer optimalen Paßform
bildeten schließlich die Vorstufe zu Stiften mit selbstschneidendem Gewinde,
die sich beim Eindrehen in der Zahnwurzel wie in einem Dübel verankern sollen.
Es erwies sich jedoch, daß die
stete Kaubelastung, der die Zähne nun einmal ausgesetzt sind, auch zur
oftmaligen raschen Lockerung jener eingeschraubten Stifte führt. Materialuntersuchungen konnten als
eine Ursache unterschiedliche Elastizität von Metallstift und Zahnsubstanz
zeigen.
Zur Angleichung der Elastizität von Stift und Zahnwurzel konnten auf der IDS in Köln 1995 erstmalig Kohlefaserstifte vorgestellt werden. Jenes Material wird durch Rösten von Polycarbonfasern bei ca. 3000°C hergestellt, wobei sich die einzelnen Kohlefasern miteinander verbinden und in fast jede beliebige Form gebracht werden können. Entsprechend vielfältig sind die Anwendungsbereiche dieses High-Tech Materials, vom Rennrad über die Ausrüstung von Stabhochspringern bis zu Flugzeugrümpfen. Zusammen mit mittlerweile seit geraumer Zeit verfügbaren Adhäsivkunststoffen kann eine Klebeverbindung des Stiftes im Wurzelkanal mit der Hartsubstanz des Zahnes erreicht werden. Die Wurzel erfährt zudem eine Schienung und Stabilisierung. Neben der klassischen Überkronung ist zur Rekonstruktion des Zahnes je nach klinischer Situation auch eine Kunststoffüllung möglich. Selbst bei ungünstigen klinischen Voraussetzungen ist die Verlustrate dieser Stifte gegenüber Metallstiftaufbauten deutlich reduziert, Restaurationen wurden möglich, wo früher nur die Zahnentfernung durchgeführt werden konnte. Zur besseren Farbabstimmung sind neben den Kohlefaserstiften auch weiße Glasfaserstifte verfügbar; bei gleichzeitiger hoher Kaubelastung Quartzfaserstifte oder auch nicht wieder entfernbare Keramikstifte.